Beeindruckende Festungsanlage Fort de Mutzig - restauriertes Lazarett eröffnet

Betriebsausflug Obernai Fort De Mutzig Adler

02.04.2016


Das Grenzgebiet Elsass ist geprägt von seinen Festungsanlagen. Kaiser Wilhelm II erbaute 1839 die deutsche Festungsanlage in Frankreich „Fort de Mutzig“, die sich zur größten deutschen Feste ihrer Zeit entwickelte. Heute kann die Festung besichtigt werden und ist so beeindruckend, dass ein Besuch in jedem Fall lohnt. Die Verantwortlichen und der deutsch-französische Verein „Fort de Mutzig“ haben sich nicht nur die Restauration der Festung zur Aufgabe gemacht, sondern mit dieser eine deutsch-französische Begegnungsstätte geschaffen, zum Aufbau einer grenzüberschreitenden Freundschaft und Zusammenarbeit, für ein vereintes Europa. Und was dient dazu besser als eine deutsche Festung auf heute französischem Boden, als Zeichen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und in eine gemeinsame friedliche Zukunft zu gehen?


Als die Einladung zur Eröffnung des restaurierten Lazarets kam, war klar, dass wir diesen Termin nicht verpassen wollten. So machten wir uns am 02. April 2016 auf den Weg nach Mutzig im Elsass. Von Hausach im Schwarzwald sind es gerade mal eine Stunde bis nach Mutzig im Elsass. So nah liegen die beiden Regionen beieinander. Auf dem Parkplatz angekommen, stand zunächst der Empfang der deutschen und französischen Besucher an. Dort fiel uns ein französischer Offizier in Uniform auf – ein Zeichen des Zusammenwachsens von Frankreich und Deutschland im Hinblick auf die militärische Vergangenheit. Vereinsvorsitzender Bernard Bour hielt eine kleine Ansprache und erläuterte die Fortschritte der Restaurierung. Seit der Einstellung der Arbeiten in den Jahren 1915/1916, weil die Front des ersten Weltkrieges zwischenzeitlich nicht mehr am Ort der Festung war, hat der Beton sehr gelitten. Die Sanierung konnte nun fertig gestellt werden.

Es folgte die Besichtigung der Festung. Schon der Eingang, eine enge, kleine Tür, wirkte schon fast etwas beängstigend. Im Inneren sah es nicht anders aus: Enge, endlose Gänge und unzählige Treppen durchziehen die Festungsanlage und sorgen für ein mulmiges Gefühl. Es ist unvorstellbar für Menschen unserer Generation, die ohne Krieg aufgewachsen ist, wie sich hunderte Soldaten dort bewegen und sich aneinander vorbeizwängen mussten. Das gemauerte Gewölbe ist eine Meisterleistung der Baukunst, wenn man an die dafür zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten denkt.


Wir wurden nun ins restaurierte Lazarett geführt. Es ist das einzige Lazarett in der Umgebung, das besichtigt werden kann. Erstaunlich wenig Platz wurde damals für diese wichtige Einrichtung und diese große Anzahl an Soldaten eingeplant. Lediglich drei kleine Räume mit drei Betten und vielleicht Platz für zwei oder drei weitere Betten dienten zur Behandlung von Verletzten und Kranken. Für rund 2.000 Soldaten waren nur zwei Ärzte vor Ort und Krankenschwestern gab es ohnehin keine. Trotzdem haben Lazarette an der Front vielen Menschen das Leben gerettet, wenn auch mit Hilfe von vielen Amputationen. Im Krieg um 1870 kamen auf 100 Tote ca. 10 Kriegsversehrte, im 1. Weltkrieg waren es bei 100 Toten schon 200 Versehrte. In absoluten Zahlen heißt das, 10 Mio. Tote und 20 Mio. Versehrte im ersten Weltkrieg. Ohne Lazarette wären diese Zahlen nicht möglich gewesen. Es überkommt uns die erschreckende Vorstellung unter welchen Bedingungen und Verhältnissen hier Behandlungen vorgenommen wurden, während unsere Blicke durch die Räume wanderten. Es bleibt das Gefühl der Dankbarkeit, dass wir schon so lange ohne Krieg leben.

Neben Bernhard Bour richteten auch gleich vier Bürgermeister ihre Worte an die Besucher. Sie dankten vor allem den vielen ehrenamtlichen Helfern. Ihnen gebührt wirklich eine große Hochachtung. Nach der Begehung der Festung wurde noch zum „Ehrenwein“ eingeladen. Den nahmen wir natürlich sehr gerne an – hört sich doch auch viel schöner an als „Sektempfang“!


Auch wenn wir die Festung kennen, waren wir wieder einmal begeistert und blicken ehrfürchtig auf die geschichtsträchtigen Hintergründe der Anlage zurück. Ein bedeutender Ort, der nicht als Mahnmal gedacht ist, sondern ein Zeichen für das freundschaftliche Miteinander von Franzosen und Deutschen und für das friedlichen Zusammenleben der Menschen in ganz Europa ist.


Euer Infobaum-Blogger

Jakob

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